The Great Repair 2024. Das Motto für Nachhaltigkeit?!

Die Ausstellung "The Great Repair" betrachtet Nachhaltigkeit als einen Akt der Reparatur - an unserem Planeten, an unserer Gesellschaft und unseren Systemen. Ich habe die Ausstellung kürzlich in der Akademie der Künste in Berlin besucht und teile hier meine Erkenntnisse für die Immobilienwirtschaft.

Worum geht’s?

„Das Ausstellungsprojekt „The Great Repair“ diskutiert die Widersprüche zwischen Wachstum und Ökologie anhand der materiellen Kultur der Architektur und präsentiert über 40 Positionen aus Kunst, Architektur und Raumpraktiken, in denen Reparatur als neues Gestaltungsparadigma greifbar wird. Denn sowohl in den Künsten als auch in den Kultur- und Sozialwissenschaften werden zunehmend neue Strategien gefordert, mit denen der Ressourcenverbrauch reduziert und das Bestehende erhalten oder repariert wird. Die Ausstellung untersucht, inwieweit eine Politik und Ästhetik der Reparatur aus postkolonialer, feministischer und posthumaner Perspektive eine sinnvolle Alternative sein kann. Suffizienz, Langlebigkeit, Solidarität, Wiederaneignung, Pluralität und Sorgearbeit werden dabei als Politiken einer Reparaturgesellschaft erkundet.“*

1) Der Titel

„The Great Repair“. Wie das klingt. Die große Reparatur. So einfach und doch so treffend. Es gibt vieles, was in unserer Welt repariert werden sollte. Reparatur klingt so, als ob es nur ein Werkzeug, etwas Material und ein wenig Zeit bedarf, um Kaputtes wieder heil zu machen. Hast Du in letzter Zeit mal versucht, etwas zu reparieren? Ich ja, und ich muss leider sagen: es wird einem schwer gemacht! Das Wissen fehlt, die Zeit fehlt und oft genug gibt es auch keine Ersatzteile oder eine Neuanschaffung ist schlicht viel günstiger. Unsere Gesellschaft hat verlernt zu reparieren. Wegschmeißen und neu beschaffen ist auch in der Immobilienwirtschaft das vorherrschende Modell.

Umso verheerender ist der Blick auf das, was wirklich wichtig wäre zu reparieren: unseren Planeten. Denn auch hier ist eine Reparatur nicht einfach (ganz im Gegenteil) und vieles lässt sich auch einfach gar nicht mehr wiederherstellen. Aber eine neue Erde, ausgestorbene Tierarten, verschwundene Pflanzen, saubere Meere etc. können wir leider nicht einfach bei Amazon bestellen…

2) Der Anfang liegt im Alltäglichen

Die Ausstellung beginnt mit etwas, das wir oft als unabänderlich betrachten: das Alltägliche. Denn die Welt ist doch nun mal so wie sie ist und ich als Einzelne(r) kann das nicht ändern. Oder? „Diese Prozesse mögen sich im Kleinen abspielen, doch in ihnen manifestieren sich globale Phänomene lokal, ganz gleich, ob wir von Geschlechterbeziehungen, der kapitalistischen Produktionsweise oder der Klimakrise sprechen.“ heißt es auf dem Ausstellungsplakat.

Wenn die Probleme im Alltag entstanden sind, können auch die Lösungen dort entstehen. Am Ende bestehen alle Unternehmen und alle politischen Staaten aus Menschen, die, wie Du und ich, ihren Alltag leben und nach ihren Überzeugungen handeln. Ein Umdenken auf persönlicher Ebene, mehr Wertschätzung für das, was da ist und wie wir nachhaltiger leben können, ist Voraussetzung für das große Ganze.

3) Es muss nicht alles neu erfunden werden

Früher. Hast Du auch schon von der Generation 60+ gehört, was früher besser war? Ich finde, gerade in punkto Nachhaltigkeit haben sie mit vielem recht und es würde uns als Gesellschaft guttun, das ein oder andere wiederaufleben zu lassen: das Wertschätzen, Pflegen und Reparieren zum Beispiel, Landwirtschaft im Einklang mit der Natur, der Gemeinschaftssinn oder dass Fleisch eben nur am Wochenende auf dem Speiseplan steht. Und es gibt so viele Menschen, Unternehmen und Initiativen, die etwas bewegen, die begonnen haben, zu reparieren, zu erfinden und Dinge anders und vor allem nachhaltiger tun. Die Reparatur hat begonnen. Wir dürfen davon profitieren, es kopieren und weiterentwickeln. Einige tolle Ansätze sind in der Ausstellung zu sehen.

4) … manches aber eben schon!

Einen besonderen Eindruck haben bei mir in der Ausstellung die Exponate über Beton und andere Baumaterialien hinterlassen. Beton war und ist DAS Baumaterial auf der Erde. Wusstest Du, dass es in 20 Jahren mehr Beton als Biomasse auf unserem Planeten geben wird? Bauen mit Beton verursacht viel CO2. Wir müssen nicht nur das Bauen mit anderen Materialien (wieder)erfinden, sondern auch den Umgang mit dem Bestand – die Pflege, die Reparatur, den Erhalt von Beton – erlernen. Welche Lösungen würden wir finden, wenn Neubau gänzlich verboten wäre für eine gewisse Zeit? Ein interessantes Gedankenspiel! Und auch für viele andere Fragestellungen sollte gelten: Lasst uns den Fokus nicht auf das „ob“, sondern auf das „wie“ etwas gelingen kann, legen.

Fazit

Ich bin mit dem etwas mulmigen Gefühl in die Ausstellung gegangen, wieder mit deprimierenden Facetten des Klimawandels und der Zerstörung unserer Erde konfrontiert zu werden. Und ja, natürlich sind diese vorhanden. Aber gleichzeitig macht sie Mut, dass wir etwas reparieren können und zeigt, dass „die Reparatur“ schon in vielen kleinen und großen Projekten auf der ganzen Welt im Gange ist. Die über 40 Exponate werden abwechslungsreich präsentiert und bieten eine gute Mischung aus Kunst und Pragmatismus, wie ich finde. Nachhaltigkeit mit Kunst zu verbinden, ist eine gute Sache. Bis zum 14. Januar 2024 ist „The Great Repair“ noch in Berlin zu sehen.

Ich bin bereit, mitzureparieren? Du auch?

Deine Manuela

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*Quelle und weiterführende Informationen: Ausstellungsseite der AdK

Manuela Strauss - immo esg Blog
Manuela Strauß, Mentorin bei immo ESG

Ich war lange selbst als Nachhaltigkeitsmanagerin in einem großen Immobilienunternehmen aktiv und gebe mein Wissen und meine Praxiserfahrung nun als Mentorin bei immo ESG weiter.

Meine Mission ist es, Unternehmen zu helfen, eigene ESG-Kompetenz aufzubauen, um so die nachhaltige Transaktion der Immobilienwirtschaft zu beschleunigen.

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